Zwar stellte das Theater Vorpommern schon in den letzten Jahren das Programm der neuen Spielzeit in einer Eröffnungsshow vor, die Corona-Beschränkungen dürften aber nur einer der Gründe sein, warum das es sich in diesem Jahr zum ersten Mal direkt an das noch zu überzeugende Publikum wendet. Die Bildsprache von Peter van Heesen, welcher die Protagonisten der Stücke inmitten des pulsierenden Lebens der Orte platziert, in denen das Theater beheimatet ist. diese kommen übrigens im neuen Logo vor, welche die vier Tore repräsentieren, die von die vier Sparten des Theaters, welche die Säulen darstellen, flankiert werden. Man braucht zwar eine Erklärung, aber zumindest erinnert das Logo nicht mehr an einen Zirkus. Der Tag, beziehungsweise die beiden Tage, waren nicht nur für Ralf Dörnen, dem neuen Intendanten des Theater Vorpommern, die erste Gelegenheit, sich nicht nur in seiner neuen Rolle als Intendant dem Publikum zu präsentieren, sondern auch das neue Ensemble, welches aus bekannten, neuen und einigen wiederkehrenden Gesichtern besteht.
Zu letzteren gehört das von Uta Koschel, welche mit Das Fest die letzte Schauspielinszenierung auf die Bühne brachte, bevor Dirk Löschner Intendant des Theaters wurde. danach inszenierte sie einige Stücke zusammen mit Hannes Rittig im Café Koeppen, bevor dieser Ruf ans Theater Heilbronn folgte, wo Uta Koschel im Jahre 2016 Chefregisseurin wurde. Am Theater Vorpommern lautet der korrekte Titel übrigens Schauspieldirektorin. Diesen führt seit dieser Spielzeit Uta Koschel, welche zur Freude des älteren Theaterpublikums, mit Hannes Rittig einen der einstigen Publikumslieblinge des Theaters wieder an die Ostsee holte. Mit acht neuen Gesichtern hat übrigens das Schauspiel die meisten personellen Veränderung zu bieten. Im Ballett und Musiktheater sind zumindest die Veränderungen recht überschaubar ausgefallen. Es sind doch eher die Posten in der Leitungsebene, wie beispielsweise die des neuen Operndirektors Wolfgang Berthold, welcher seinerzeit noch als Gastregisseur, die erste durch Corona abgeblasene Premiere verarbeiten musste.
Mit Musik aus der Operette Die lustige Witwe von Franz Lehár wurde dann auch die Präsentation der Spielzeit eröffnet, die mit einer Stunde Laufzeit relativ kompakt ausfiel, in ihrer Art und Weise aber eine Leichtigkeit zu bieten hatte, welche auch diejenigen ansprach, welche das Theater wohl eher vom Vorbeifahren kennen dürften. Mit je zwei Präsentationen in Stralsund und Greifswald konnte das Theater vielleicht sogar mehr Publikum erreichen, als es in den letzten Jahren möglich war. Ins Theater kommt das Stammpublikum fast von alleine, auf den Marktplätzen der beiden Hansestädte erreicht man auch andere Leute. Zumindest hat an beiden Tagen das Wetter mitgespielt, vielleicht ein gutes Zeichen für die neue Spielzeit. Wann kommt Der Nussknacker wieder? ist übrigens die Frage, die Ralf Dörnen seit Jahren beantworten muss. Mal vertröstend, mal erfreuend. In dieser Spielzeit wird Letzteres die Intention sein, denn es wird die 100. Aufführung sein, in achter Besetzung übrigens, mit welchen das Theater unter anderem die Adventszeit füllt. Natürlich auch mit einem Weihnachtsmärchen, welches in diesem Jahr Aladin und die Wunderlampe sein wird.
Mit Stücken wie Mongos, Vögel, Rand oder dem Klassenzimmerstück Petty Einweg werden aktuelle Themen wie das Erwachsenwerden mit körperlichen Behinderungen, binationaler Liebe, die Radikalisierung des politischen Diskurses oder Umweltverschmutzung durch das Schauspiel auf die Bühne gebracht. Der Ansatz, schon das junge Publikum mit dem Theater zusammenzubringen wird auch unter der neuen Leitung verfolgt, denn mit Das kleine Ich bin ich, dem für das Sommertheater angekündigte Familienmusical Ritter Rost oder das Tanzstück Maxis wundersame Welt soll das bewerkstelligt werden. Mit der Aula der Universität und dem Löwenschen Saal im Stralsunder Rathaus gibt es seit dieser Spielzeit gleich zwei neue Spielstätten für das Philharmonische Orchester Vorpommern, die den passenden Rahmen für die zahlreichen Kammerkonzerte bieten sollen. Zumindest in Greifwald war die Suche notwendig, denn die Sanierung des maroden Greifswalder Theaters dürfte wohl die größte Hürde darstellen, welche die neue Intendanz die nächsten Jahren zu überwinden hat.
Impressionen