(UHGW) Keine angeleuchteten Sehenswürdigkeiten im Stadtgebiet, geringere Raumtemperaturen in Verwaltungsgebäuden oder der Verzicht auf Warmwasser – die Universitäts- und Hansestadt Greifswald plant ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um kurzfristig und in den nächsten Monaten Energie einzusparen. „Wir müssen unseren Gasverbrauch in Deutschland um mindestens 20 Prozent reduzieren, um nicht in eine Gasmangelsituation mit Auswirkungen auf viele Menschen zu kommen.“, betont Dr. Fassbinder den Ernst der Lage. Der Oberbürgermeister versichert, dass Greifswald bereit sei, seinen Beitrag zu leisten: „Die Sparmaßnahmen müssen von allen getragen werden.“ Zu den Maßnahmen der Verwaltung selbst beriet sich in dieser Woche der Krisenstab. Darüber hinaus sind Gespräche mit den städtischen Eigenbetrieben und Gesellschaften geplant.
Als Sofortmaßnahmen sollen städtischerseits nachts keine Gebäude oder Sehenswürdigkeiten mehr angestrahlt werden. Das betrifft den Fangenturm, das Rubenowdenkmal sowie den Dom St. Nikolai. „Wir müssen als Stadt auf eine mögliche Energiekrise vorbereitet sein und alles auf den Prüfstand stellen, was umsetzbar ist und was nicht.“, betont Dr. Stefan Fassbinder. „Wir orientieren uns dabei an den Empfehlungen des Deutschen Städtetages. Ich werde mich auch an andere Gebäudeeigentümer wenden, wie beispielsweise die Kirchgemeinden oder das Pommersche Landesmuseum, und sie bitten, die touristische Beleuchtung abzuschalten.“
Um Energie für die Herstellung von Warmwasser einzusparen, sollen ab kommender Woche in allen städtischen Verwaltungsgebäuden die Warmwasserspeicher abgestellt und die Waschbecken auf Kaltwasser umgestellt werden. Davon ausgenommen sind unter anderem die Feuerwehr, der Bauhof und der Friedhof. Auch in den Toiletten der städtischen Schulen kann man sich die Hände dann nur noch mit kaltem Wasser waschen. Ob die Abschaltung des Warmwassers auch für einzelne Fachbereiche an den Schulen möglich ist, wird derzeit noch geprüft. Die Raumtemperatur in den Verwaltungsgebäuden wird in Abhängigkeit von der konkreten Nutzung der jeweiligen Räume verringert und die Nachtabsenkung der Heizung vorgezogen. Auch die Beleuchtung in den Verwaltungsgebäuden, wie beispielsweise auf den Fluren, sollen kurzfristig auf ihr Notwendigkeit und Effizienz hin überprüft werden, da auch hier Einspareffekte möglich sind.
Für die kommunalen Sporthallen gibt es ebenfalls erste Überlegungen. Auch hier könnten die Raumtemperaturen gesenkt oder die Duschen mit Zeitschaltuhren versehen werden. Die Stadt wird hierzu Gespräche mit dem Stadtsportbund und den Schulen führen. Auch städtische Gesellschaften wie die Stadtwerke Greifswald GmbH haben bereits erste Maßnahmen ergriffen. Wie Geschäftsführer Thomas Prauße informierte, wurden schon Ende Juni die Temperaturen im Freizeitbad abgesenkt. Die Reduzierung sei dabei je nach Becken unterschiedlich erfolgt. Auch die Raumlufttemperatur sei verringert worden. Im Ergebnis habe man in den ersten anderthalb Monaten insgesamt 26 Prozent Fernwärme im Vergleich zu den Vorjahreswerten einsparen können. Parallel dazu sei die Sauna im Sommer nur an vier Tagen die Woche geöffnet. Diese werde allerdings mit Strom geheizt.
Bei der Straßenbeleuchtung hat die Stadt bereits alle Einsparpotentiale ausgeschöpft. Hier setzt die Stadt Greifswald seit 2004 einen entsprechenden Beschluss der Bürgerschaft zur Nachtabschaltung um. Demnach sind alle Straßenbeleuchtungsanlagen nicht mit einer starren Zeitschaltuhr, sondern mit Dunkelheitsauslösern versehen. Die Beleuchtung wird somit erst aktiviert, wenn die Dunkelheit zunimmt. Jede zweite Leuchte ist dann nur bis 20:15 Uhr und ab 6:00 Uhr entsprechend der jeweiligen Lichtverhältnisse in Funktion. Vor dem Hintergrund der notwendigen Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit und angesichts des Sicherheitsempfindens der Bevölkerung sind hier keine weiteren Einspareffekte zu erzielen. Darüber hinaus wird bei neuen Beleuchtungsanlagen, z. B. in neuen Wohngebieten oder bei Straßensanierungen konsequent LED-Technik genutzt. Zudem wurden bereits in einigen Straßen Beleuchtungssysteme mit Solarenergieversorgung verbaut.