überall dabei zu Gast in Greifswald

In der Zeit vom 20. September 2012 bis zum 8. Mai 2013 tourt überall dabei, das inzwischen schon fünfte Filmfestival der Aktion Mensch, durch Deutschland. In insgesamt vierzig Städten werden die insgesamt sechs Filme zu sehen sein, eine davon ist, wie schon in den Jahren zuvor, die Hansestadt Greifswald. Das Besondere an diesem Festival ist die Tatsache, dass sich das Motto überall dabei nicht nur in der Auswahl der Filme widerspiegelt, sondern auch in der Umsetzung vor Ort. Den Anspruch welchen die Aktion Mensch bei ihrer Veranstaltungsreihe hat, ist einen umfassenden barrierefreien Besuch der jeweiligen Filmabende zu ermöglichen. Dazu gehört neben einem barrierefrei zu erreichenden Veranstaltungsort, die barrierefreie Aufführung der Filme mittels Untertitel und Audiodeskriptionen für hörbehinderte beziehungsweise sehbehinderte Menschen, sowie Schrift- und Gebärdensprachdolmetscher für die anschließende Diskussion, welche nach jedem der Beiträge veranstaltet wird. Unter anderem sollen die Gespräche mit anwesenden Experten die gesellschaftliche Diskussion über eine inklusive Gesellschaft befördern, um das Leben für alle Menschen lebenswerter machen. Der Schirmherr für das Filmfest überall dabei ist übrigens der Sänger Guildo Horn, bei dessen integrativen Bandwettbewerb Guildo sucht die Super-Band die Greifswalder Band Seeside gewonnen hat.

Die gezeigten Filme haben eine große Bandbreite an Themen und kommen aus den verschiedensten Ländern. Eröffnet wird das Filmfestival mit dem Film Blind des südkoreanischen Regisseurs Sang-hoon Ahn, in dem eine ehemalige Polizistin Zeugin eines Mordes wird. Da sie bei einem Unfall ihr Augenlicht verlor, glaubt ihr die anderen Polizisten kein Wort, da sie es sich nicht vorstellen können, dass sie überhaupt eine brauchbare Aussage getätigt hat. So bleibt für sie nur die Flucht vor dem Täter, der sie und einen weiteren Zeugen beseitigen will. Bei der anschließenden Diskussion werden unter anderem die Behindertenbeauftragte der Universitäts- und Hansestadt Greifswald Monika Kindt und die Vorsitzende des Greifswalder Lebenshilfe e.V. Christiane Baller erwartet. Wahrscheinlich dürfte der Film Die Kunst sich die Schuhe zu binden der schwedischen Regisseurin der humorvollste Beitrag sein, welcher die wahre Geschichte des Glada Hudik Theaters in Hudiksvall erzählt. Pär Johansson hatte seinerzeit ein Theaterprojekt für geistig behinderte Menschen initiiert und gegen alle Wiederstände der Gesellschaft zu einem großen Erfolg werden lassen. Als lokaler Filmpartner wurde der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Angehörigen Greifswald e.V. gewonnen, als kompetente Expertin wiederum, wird unter anderem Christine Vogt vom Berliner Grenzbereiche Theater erwartet.

Weitere Beiträge bei überall dabei sind die Dokumentation Deaf Jam, welche die gehörlose Aneta Brodski beleuchtet, die eine neue Art von Poetry-Slam entwickeln möchte, und die Dokumentation Mensch 2.0 Die Evolution in unserer Hand von Alexander Kluge und Basil Gelpke. Dieser Film beleuchtet die Verbindung von Mensch und Maschine, welche die Frage in den Raum stellt, was den Menschen eigentlich ausmacht. Ein weiterer Beitrag aus Schweden ist Zwillingsbrüder. 53 Szenen einer Kindheit. Regisseur Axel Danielson hielt die Entwicklung der Zwillingsbrüder Gustav und Oskar Eriksson fest, von denen sich Gustav normal entwickelte, während Oskar kleinwüchsig ist. In den zehn Jahren des Projektes hielt er zahlreiche Episoden ihrer Entwicklung fest, von denen dreiundfünfzig in der Dokumentation wiederzufinden sind. Als Experte wird man Prof. Dr. phil. Micha H. Werner vom Institut für Philosophie der Greifswalder Universität hören können. Die letzte Dokumentation dürfte vieleicht am kontroversesten sein, denn er hat das Thema Prostitution zum Inhalt. Die australische Filmemacherin Catherine Scott filmte die in New South Wales beheimatete Rachel Wotton, die dort nicht nur als Prostituierte arbeitet, sondern sich auf die Befriedigung Bedürfnisse von behinderten Menschen spezialisiert hat. Mit ihrer Arbeit setzt sich sich nicht nur für die Enttabuisierung ihres Berufes ein, sondern auch für die gesellschaftliche Akzeptanz der Bedürfnisse behinderter Menschen.

Termine
28. Februar 2013 – 18:00 Uhr Blind
1. März 2013 – 19:30 Uhr Die Kunst sich die Schuhe zu binden
2. März 2013 – 19:30 Uhr Deaf Jam
3. März 2013 – 19:30 Uhr Mensch 2.0 Die Evolution in unserer Hand
4. März 2013 – 19:30 Uhr Zwillingsbrüder. 53 Szenen einer Kindheit
5. März 2013 – 19:30 Uhr Rachels Weg. Aus dem Leben einer Sexarbeiterin
jeweils im IKuWo