Je nachdem welches Thema der Tag des offenen Denkmals behandelt, steht man als an einer Teilnahme interessierter Besitzer eines Baudenkmals vor der schwierigen Frage, inwieweit dieses Bauwerk thematisch betrachtet werden kann. Macht und Pracht lautet das Thema in diesem Jahr und spontan würde man damit Burgen und Schlösser verbinden, aber auch die großen mittelalterlichen Kirchen zeugen von der einstigen Macht der Kirche. Im Gegensatz zu den kleineren Ackerbürgerstädten im Hinterland von Mecklenburg-Vorpommern, kann Greifswald als einstige Hansestadt zumindest mit einigen Bauwerken aufwarten, welche noch heutzutage von der einstigen Macht und Pracht der Hansezeit zeugen.
Dementsprechend ist es der Backstein, der den Tag des offenen Denkmals in Greifswald dominiert, und so beschäftigt sich der Bauhistoriker André Lutze nicht nur in seinen Vortrag mit den Backsteinen als Baumaterial hiesiger Gebäude, auch die anschließenden Führungen, die er zusammen mit dem Kunsthistoriker Dr. Felix Schönrock durchführt, werden sich mit Gebäuden aus Backstein beschäftigen. Aus Backstein wurde auch der Lutherhof errichtet, dessen Fassade zwei Terrakotta-Statuen zeigen, welche Martin Luther und Philipp Melanchthon darstellen. Dass keine der Statuen den Reformator Johannes Bugenhagen zeigt, der für die Reformation in Pommern bedeutend wichtiger war, liegt an der Tatsache dass die in Berlin ansässige Tonwarenfabrik Ernst March & Söhne diesen damals nicht in ihrem Standardprogramm gehabt haben soll.
In seinem Vortrag beschäftigt sich Rainer Neumann mit der Geschichte des Gemeindehauses, in dem übrigens auch die Greifswalder Bachwoche ihr Domizil hat. Traditionell sind der Dom St. Nikolai und die Marienkirche beim Tag des offenen Denkmals vertreten. Hier sind es Führungen durch die Gebäude, welche die Besucher mit den jeweiligen Bauwerken vertraut machen sollen. Ist es heutzutage die Kultur welche die Räumlichkeiten des St. Spiritus belebt, war es in früheren Jahrhunderten die Nächstenliebe, welche für die Existenz des einstigen Spitals verantwortlich ist. Zusammen mit der Leiterin des Soziokulturellen Zentrums Imke Freiberg kann man sich am Nachmittag auf eine Entdeckungstour durch das Haus begeben, welches unter anderem mit einem mittelalterlichen Lastenrad aufwarten kann. Ein paar Haustüren weiter bietet das Caspar-David-Friedrich-Zentrum einen Workshop mit dem Motto Prachtseifen in prunkvoller Hülle an, während man im St. Spiritus Stempel mit historischen Mustern der Wanddekore basteln kann.
Vergangene Pracht kann man bei den Führungen durch das ehemalige Gesellschaftshaus Zum Greif in der Stralsunder Straße 10/11 (StraZe) bewundern, denn dieses Gebäude, in dem sich einst das gesellschaftliche Leben der Stadt abspielte, bevor die Stadthalle und das Theater errichtet wurden, wird derzeitig aufwendig saniert und muss seine Pracht so erst wiedererlangen. Der einzige Ort wo Kaffee im Programm auftaucht, es dort aber keinen zu trinken gibt, ist die Theologische Fakultät der Universität, welche sich bei der Führung durch die Gustaf-Dalman-Sammlung mit den Beduinen und ihrer Zubereitung des Kaffees beschäftigt, im St. Spiritus, in der Marienkirche und in der StraZe kann man sich am Nachmittag jedenfalls stärken. Mit den diesen Tag dominierenden Backsteinen hat der Ketscherinbach eigentlich nichts zu tun, wer sich für den seit den 70er Jahren zum Großteil verrohrten Bach interessieren sollte, kann am Vormittag dessen Verlauf bei einer Führung durch Schönwalde II erkunden.
Termin
10. September 2017
Programm
Rathaus | |
10:00 Uhr | Vortrag von André Lutze – Backstein |
10:45 Uhr | Vortrag von Rainer Neumann – Der Lutherhof |
11:30 Uhr | Präsentation der Greifswalder Beiträge 2017 |
12:30 Uhr | Führungen mit André Lutze und Dr. Felix Schönrock |
St. Spiritus | 14:00 – 17:00 Uhr (Kaffee und Kuchen) |
14:00 Uhr | Imke Freiberg und Susanne Papenfuß Führung durch das historische Westend |
16:30 Uhr | Führung mit Imke Freiberg durch das St. Spiritus |
Gustaf-Dalman-Institut | |
11:00 Uhr | Führung mit Dr. Karin Berkemann – Auf einen Kaffee im Beduinenzelt |
St. Marien | 10:00 – 17:00 Uhr (Kaffee und Kuchen) |
10:00 – 17:00 Uhr | stündliche Turmführungen |
10:15 Uhr | Gottesdienst mit Kantorei |
11:30 + 16:00 Uhr | Kirchenführungen |
11:30 Uhr | Vortrag Mächtig viel geschafft – 10 Jahre Bauen an St. Marien |
12:00 Uhr | Druckwerkstatt mit Motiven von St. Marien |
14:00 Uhr | Kinderchorkonzert |
15:00 Uhr | Orgelkonzert |
16:00 Uhr | Bauhistorische Führung mit André Lutze |
Dom St. Nikolai | 10:00 – 18:00 Uhr |
10:00 Uhr | Gottesdienst |
11:00 – 17:00 Uhr | Turmcafé, Domführungen, Orgelmusik, Bibliotheksführungen |
Caspar-David-Friedrich-Zentrum | 11:00 – 17:00 Uhr |
14:00 Uhr | Imke Freiberg und Susanne Papenfuß Führung durch das historische Westend |
13:00 – 16:00 Uhr | Offene Friedrichsche Seifenwerkstatt Prachtseifen in prunkvoller Hülle |
Altes Elektrizitätswerk | (Kaffee und Kuchen) |
10:00 – 11:30 Uhr | Gottesdienst zum Thema Macht und Pracht |
11:30 Uhr | Führungen und Besichtigungen bis 15:30 Uhr |
StraZe | Kaffee und Kuchen |
14:00 – 18:00 Uhr | Führungen zur vollen Stunde |
Parkplatz vor REWE am Schönwalde-Center | |
11:00 – 12:00 Uhr | Führung mit Stephan Schildberg – Der Ketscherinbach von Schönwalde II |
Klosterruine Eldena | |
15:00 Uhr | Führung mit André Lutze – Klosterruine Eldena und die Bauten der Landwirtschaftlichen Akademie |