Beat Presser – Einmal um die Welt

Beat Presser
Beat Presser

Manchmal sind es auch die schlechten Erfahrungen, welche das weitere Leben positiv beeinflussen können. Im Fall des Fotografen Beat Presser war es ein Autounfall in jungen Jahren, der dessen Blick auf die Welt einschneidend verändern sollte. Seinerzeit befand er sich auf einer Reise durch Südostasien, als er in Thailand schwerverletzt aus einem Auto gezogen werden musste. Da sich aufgrund des Vietnamkrieges für ihn kein Platz im Krankenhaus fand, brachte man ihn in ein buddhistisches Kloster, in dem er durch die Mönche gepflegt wurde und so zwangsläufig mit dem Buddhismus in Berührung kam. Drei Jahrzehnte nach diesem Erlebnis sollte ihn sein Weg wieder nach Asien führen, wo er das Leben der buddhistischen Mönche fotografisch festhalten wollte. Mehr als fünf Jahre sollte er benötigen, bis er das Bildmaterial für sein Buchprojekt Oase der Stille zusammen hatte.

Schweizern sagt man zwar eine gewisse Langsamkeit nach, die aber nicht ausschlaggebend für den langen Zeitraum war, denn im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern seiner Zunft beschäftigt sich Beat Presser äußerst intensiv mit denjenigen Dingen, welche er in seinen Bildern festhalten möchte. Und so lebte er jahrelang unter den Mönchen, die dank des gewonnenen Vertrauens eine Nähe ermöglichen, die sich auch in seinen Bildern widerspiegelt. Er ist für sie nicht der externe Beobachter, ein Fremder im Kloster bewegt, sondern jemand, dem man vertraut, seine persönliche Lebensbereiche öffnet und ihm diese photographisch festhalten lässt. Gut ein Jahrzehnt zuvor war es die Insel Madagaskar, die ihn in ihren Bann zog. Es sollte fast ein halbes Jahrzehnt werden, welches er hier verbrachte, um die Faszination, die er innerlich verspürte, bildlich festzuhalten.

Das zusammen mit seiner Frau Vera Pechel geplante Buchprojekt Vom Feuer zur Religion wurde zwar nie realisiert, die auf Madagaskar entstandenen Bilder fanden aber ihren Platz in einer Wanderausstellung, die seinerzeit auf Madagaskar über hunderttausend Besucher anzog. Solch hohe Zahlen sind für die Greifswalder Galerie STP utopisch, in deren aktuellen Ausstellung Beat Presser – Einmal um die Welt mehrere Exemplare aus diesem Zyklus zu sehen sind. Seit einigen Jahren hat sich der ursprüngliche Fokus der Galerie auf Osteuropa, STP steht für bekanntlich St. Petersburg, verbreitert, was das Interesse an Fotografie in Greifswald deutlich wachsen ließ. Mit großen Namen lockt man mehr, und dank der guten Kontakte, welche der Gallerist Dr. Peter Konschake auf Messen und Festivals knüpfte, konnte man in den letzten Jahren einige von diesen bei den Vernissagen kennenlernen.

Für die Schweiz ist Beat Presser offenbar ein großes Aushängeschild, denn der Schweizer Botschafter Dr. Paul Seger ließ es sich nicht nehmen, die Laudatio zu halten. Übrigens nicht zum ersten Mal, denn als Kurator für das Fotografiefestival Horizonte Zingst, welches in diesem Jahr die Schweiz als Gastland hatte, präsentierte Dr. Peter Konschake schon einmal eine Auswahl der zweihundert Bilder umfassenden Retrospektive Einmal um die Welt. Eine Retrospektive von Beat Presser wäre aber nicht komplett, wenn sein bekanntestes Motiv fehlen würde. Wahrscheinlich sind es die Bilder von Klaus Kinski, mit dem man Beat Presser am ehesten in Verbindung bringt, schließlich war es eine recht produktive Zusammenarbeit mit Regisseur Werner Herzog, für den er in den 80er Jahren als Standfotograf arbeitete. In fünf seiner Filme hatte Klaus Kinski die Hauptrolle, in Fitzcarraldo und Cobra Verde war auch Beat Presser involviert. Dessen Karriere fing übrigens relativ unspektakulär an.

Im Jahre 1973 begann er bei Onorio Mansutti eine Lehre, bevor er nach Paris ging und Fotoassistent von Peter Knapp wurde. Modephotographie war zwar nicht unbedingt das, was er ursprünglich im Sinn hatte, zumindest schulte er in diesen Jahren seinen Blick für die Details. Zumindest überzeugte er mit seinem Können die richtigen Leute, welche ihm Stipendien und Aufträge besorgten. So unterrichtete er als Gastdozent in Südamerika, Afrika und Asien Fotografie und konnte dank des so erzielten Einkommens die jahrelange Motivsuche vor Ort überhaupt erst finanzieren. Es ist relativ gesehen zwar nur eine kleine Auswahl an Bildern, welche die Galerie STP in ihrer Ausstellung präsentiert, für über zweihundert Bilder wäre auch in den neuen Räumlichkeiten kein Platz gewesen, dafür sind alle Bilder analog fotografiert und vom Künstler selbst entwickelt worden.